Ruin and Rising

Titel: Ruin and Rising
Autorin: Leigh Bardugo
Verlag: Suqare Fish
Seitenzahl: 417

Genre: Fantasy

Klappentext

(Hier geht es um den dritten Teil einer Trilogie. Entsprechend viele Spoiler werdet ihr vorfinden. Wenn ihr die Rezis zu den vorherigen Teilen lesen wollt, die findet ihr hier: Shadow and Bone und Siege and Storm)

Soldier. Summoner. Saint.

The nation’s fate rests with a broken Sun Summoner, a disgraced tracker, and the shattered remnants of a once-great magical army.
The Darklin rules from his shadow throne while a weakend Alina Starkov recovers from their battle under the dubious protection of the zealots who worship her as a Saint. Now her hopes lie with the magic of a long-vanished ancient creature and the chance that an outlaw prince still survives.
As her allies and enemies race toward war, only Alina stands between her country and a rising tide of darkness that could destroy the world. To win this fight, she must seize a legend’s power – but claiming the firebird may be her ruin.

Langrezi

Der dritte Teil der Geschichte um Alina bringt ihren Kampf gegen den Darkling zu einem Ende. Das geht natürlich nicht ohne Einiges an Drama, trotzdem muss man sagen, dass die Geschichte nur wenige Längen aufweist – und die hängen eigentlich nicht mit den genannten Krisen, die die Auseinandersetzung mit sich bringt, zusammen.

Inhaltsangabe

Die Geschichte beginnt im Prinzip direkt nach dem großen Showdown zum Ende von Siege and Storm. Alina hat alles eingesetzt, sogar die verbotenen uralten Kräfte genutzt, deren Nutzung der eigenen Lebensenergie nicht besonders gut tun. Entsprechend am Ende ist sie. Hinzu kommt, dass sich die kleine Gruppe, die des Darklings Angriff auf die königlichen Paläste überlebt hat, beim Apparat – dem früheren geistlichen Berater des Königs und immer noch die Figur mit dem besten Namen – in einem alten Höhlensystem versteckt. So weit entfernt von der Sonne gelingt auch Alinas Heilung nicht recht. Doch die Gruppe schafft den Weg zurück an die Oberfläche, und die Suche nach dem Firebird, dem dritten magischen Wesen, dessen Knochen Alinas Macht noch verstärken soll, beginnt. Man könnte jetzt meinen, dass die Story in den Höhlen einen großen Teil des Buches einnimmt, doch das Gegenteil ist der Fall (dazu gleich mehr). Aber die restliche Geschichte kann man dann auch mit dem einen Satz ganz gut zusammenfassen – die kleinen und großen Probleme und Rückschläge sollt ihr selbst erleben.

Drama

Was ich sehr erfrischend fand, war die Geschwindigkeit, mit der nicht nur die Story erzählt wird, sondern auch die meisten Probleme abgehandelt werden. Das beste Beispiel ist die Szene unter der Erde: Alina leidet, der Apparat nutzt sie für seine Machterhaltung gegenüber den Gläubigen aus, sie kann ihre Kräfte kaum nutzen und weiß nicht, ob sie sich jemals wieder erholt. Das alles erzeugt eine Situation, die in anderen Reihen ganze Bücher füllen würde, hier aber wendet die Autorin zwar durchaus die nötige Zeit zum Erzählen auf, längt es aber nicht unnötig. Und so verhält es sich eigentlich mit allen größeren Problemen (abgesehen von der Regentschaft des Darklings und der Existenz des Folds, der dunklen Barriere, die das Land Ravka von West Ravka trennt. Aber das sind eben auch die tragenden Grundprobleme der Trilogie): Die Figuren handeln und tanzen nicht nur um das Problem herum.

Keine Regel ohne Ausnahme: Die Beziehung zwischen Alina und Mal könnte deutlich einfacher sein, wenn sie sich nicht immer so ihrem negativen Schicksal ergeben, sondern auch dabei lösungsorientiert vorgingen. Aber so wird zwar immer darüber lamentiert, dass man nicht wird beieinander bleiben können (zuweilen steht auch der Tod im Raum), weil Alina eben Aufgaben am Hof wird übernehmen müssen und Mal höchstens ihr heimlicher Geliebter sein kann, aber verschiedene Kompromisse (Alina baut die Strukturen auf und zieht sich dann aus den Geschäften zurück) bleiben weitgehend unbeachtet.

Geschwindigkeit

Die aber insgesamt sehr stringente und zielgerichtete Erzählweise trägt dann auch an zwei Stellen interessante Blüten: So lernt Alina, Licht so zu kontrollieren, dass Menschen unsichtbar werden (sie lenkt das Licht um die Personen). Das klingt nicht nur ziemlich schwierig, das scheint es auch zu sein. So benötigt sie auf jeden Fall einen Nachmittag voller Fehlschläge, um es halbwegs bei einer sich bewegenden Person hinzubekommen. Das war dann aber auch so ziemlich die einzige richtige Trainingseinheit mit Menschen, später klappt das in einem Kampf mit zahlreichen Alliierten ziemlich problemlos; sie kommt erst aus dem Tritt, als ihr in die Schulter geschossen wird.

Eine andere Technik funktioniert ähnlich: Die Squallers, die die Luft kontrollieren, schaffen Blasen um die Personen, sodass praktisch keine Geräusche nach außen dringen. Zoya beherrscht dies seit der Kindheit und bringt es den anderen Squallern bei – auch das klingt nicht ganz einfach, funktioniert nach relativ kurzer Übungszeit dann aber auch bei diversen sich bewegenden Leuten ziemlich einwandfrei.

Charaktere

Das waren aber auch so ziemlich alle Kritikpunkte, die ich an dem Buch habe. Die Charaktere sind fast durchgehend sympathisch. Die Wenigsten entwickeln jetzt eine unfassbare Tiefe, aber die Gruppe – eigentlich sehr verschieden und auch durchaus mit Reibungspotenzial versehen – harmonieren im Verlauf der Reise ganz gut, ich mochte eigentlich alle. Mit Blick auf die vorherigen Bände stimmt auch die Mischung an alten und neuen Figuren: Man kennt die meisten, „neues Blut“ kommt aber mit rein. Auch der Darkling, der aufgrund des Fokus‘ auf Alina relativ wenig vorkommt, überzeugt mich weiter. Die Autorin versucht, durchaus Verständnis für sein Handeln zu erwecken. So etwas mag ich gerne; die Zeit der Bösen, die einfach nur so böse sind, ist meiner Meinung nach vorbei.

Sprache

Da ich das Buch auf Englisch gelesen habe, kann ich hier nur für die Originalversion sprechen, aber es finden sich immer wieder schöne Sätze und gelungene Bilder.

Ein Beispiel: „The stars looked like they were close together, when really they were millions of miles apart. In the end, maybe love just meant longing for something impossibly bright and forever out of reach.” (S. 234)

Zugegeben, das Bild ist nicht unfassbar kreativ, aber ich mag’s. Man muss aber auch sagen, dass nicht alle Einfälle von ihr kommen. So wird das mutmaßliche Einstein-Zitat („Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die Dummheit der Menschen.“) in leicht veränderter Form (übersetzt etwa: „Was ist unendlich? Das Universum und die Gier der Menschen.“) verwendet und Morozova, dem Erschaffer der Macht-Verstärker, hinter denen Alina her ist, zugeschrieben.  Vielleicht hat genau dieses Zitat auch eine andere große Persönlichkeit gesagt, jedenfalls stammt es nicht originär von Morozova oder Leigh Bardugo. Dennoch: Ein schöner Satz.

Weitere Themen

Wie schon die Vorgängerteile beschäftigt sich auch das Buch mit Themen, die man nicht unbedingt in einem Fantasy-Buch erwartet – zumindest nicht mit Aufarbeitung. Da wird der Missbrauch einer Untergebenen durch den König mit erfreulicher Kompromisslosigkeit thematisiert und verurteilt, religiöser Fanatismus spielt immer wieder eine Rolle. Und auch die einzigartige Macht, die Alina durch die Verstärker erhält, kann als Metapher für Drogen und damit einhergehende Schwierigkeiten gesehen werden. Das Thema wird in Crooked Kingdom ja auch nochmal umfangreich behandelt.

Fazit

Das Buch lässt sich gut lesen, ist spannend und den einen oder anderen Plottwist gibt es auch noch. Mit dem Ende bin ich nicht zu 100 Prozent zufrieden, aber ich kann verstehen, dass es wohl viele Menschen mögen. Für die gesamte Reihe (und das Grishaverse) kann ich eine große Leseempfehlung aussprechen. 4 von 5 Sternen.

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