Titel: Clicks
Autorin: Christin Thomas
Verlag: Nova MD
Erstveröffentlichung: 2021
Seitenzahl: 468
Genre: Young Adult, Drama
Klappentext
„Ein Account. Hunderte Tote.
Die Brüder Lio und Josh wollen nicht länger in Armut leben und beschießen, ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Doch als sie sich auf der neuesten Social Media Plattform ,Clicks‘ anmelden, ahnen sie nicht, dass die digitale Welt ihre Realität zerstören wird.“
Langrezi
Es fällt mir sehr schwer, bei Rezensionsexemplaren eine Rezi zu schreiben, wenn mir das Buch nicht gefallen hat – vor allem entgegen jeder Erwartung, da ich mich in den Stil von „Last der Krone“ sehr verliebt habe. Dennoch möchte ich ein paar Worte zu den Kernpunkten sagen, die mich gestört haben.
Die Hauptkritikpunkte
1) Mein größtes Problem mit der Geschichte war, dass sie – in meinen Augen – am Thema vorbeiging. In der Werbung, der Art des Covers, dem Klappentext etc. liegt der Fokus auf dem Social-Media-Aspekt; im Buch geht es hauptsächlich um den Kampf aus der Armut, um Alkoholismus und, sehr deutlich, um Drogenmissbrauch. Ich habe eine Geschichte in Richtung „Nerve“ erwartet, eine Geschichte, die mir ein Schuldgefühl gibt, wenn ich Instagram öffne. Das habe ich leider nicht bekommen, letztendlich ist es (in meinen Augen) eine recht durchschnittliche Story über Drogen mit dem Randaspekt des Social-Media-Konflikts. Das wird auch dadurch deutlich, dass der große PENG-Endkonflikt weniger mit dem Social-Media-Thema zu tun hat, als man hätte erwarten dürfen. Das fand ich sehr, sehr schade. Mir hat auch, obwohl es viele Konflikte gab, die nicht ganz aufgearbeitet wurden, der Hauptkonflikt gefehlt, der einen so richtig mitgerissen hat.
2) „Show, don’t tell“ ist etwas, das ich in Rezensionen inflationär benutze, aber ich finde, hier passt es sehr stark. Es gibt unzählige Situationen, in denen ÜBER etwas berichtet wird, statt es zu zeigen. Da steht dann z.B. „Sie schreiben Kommentare, die mir wehtun“, aber wir sehen die Kommentare nicht. „Die beiden diskutieren“, aber wir sehen die Diskussion nicht. „Ich schreibe ihr einen Brief“, und statt den Brief zu zeigen, lesen wir eine Seite lang, worum es geht. „Wir arbeiten pausenlos daran“, aber gezeigt wird es nicht.
Dabei ist das Buch recht lang und ich glaube, man hätte viele Szenen kürzen können, um mehr Nähe zum Geschehen zu bekommen. Auch die Posts oder Kommentare hätte man grafisch absetzen können, das ist gerade bei dem Thema in meinen Augen eine vertane Chance.
3) Der Hauptprotagonist ist 16 und benimmt sich selten seinem Alter entsprechend. Von Seite 1 an reflektiert er sein eigenes Verhalten viel zu stark, viel zu erwachsen, als dass ich ihn als 16-Jährigen hätte wahrnehmen können. Auch der App Clicks steht er fast die ganze Zeit über mit einem gesunden Respekt und Abstand gegenüber – auch etwas, das ich anders erwartet habe und womit der halbe Konflikt um die Gefahr von sozialen Medien entkräftet wird. Für Josh ist die App stets nur Mittel zum Zweck.
Fazit
Ich finde, dass die Idee als solches großes Potential hatte, und ich hätte mich wahnsinnig gefreut, ein Buch mit der Thematik, die auch tiefergehend behandelt wird, zu lesen. Ich liebe das nämlich eigentlich sehr (Grüße gehen raus an Black Mirror), daher bin ich schon enttäuscht, dass es nicht so dominant war wie erhofft. Auch stilistisch konnte mich das Buch leider nicht umwerfen. Da ich aber weiß, wie viel die Autorin auf dem Kasten hat, werde ich einfach auf das nächste Buch warten – es kann schließlich nicht immer jedem alles gefallen.