Titel: Shadow and Bone
Deutscher Titel: Goldene Flammen
Autorin: Leigh Bardugo
Verlag: Square Fish
Seitenzahl: 356
Genre: Fantasy
Klappentext
Soldier. Summoner. Saint.
Orphaned and expendable, Alina Starkov is a soldier who knows she may not survive her first trek across the Shadow Fold – a swath of unnatural darkness crawling with monsters. But when her regiment is attacked, Alina unleashes dormant magic not even she knew she possessed.
Now Alina will enter a lavish world of royality and intrigue, as she trains with the Grisha – her country’s magical military elite – and falls under the spell of their notorious leader, the Darkling. He believes Alina can summon a force capable of destroying the Shadow Fold and reuniting their war-ravaged country, but only if she can master her untamed gift.
As the threat to the kingdom mounts and Alina unlocks the secrets of her past, she will make a dangerous discovery that could threaten all she loves and the very future of a nation.
Langrezi
Nachdem ich vor einiger Zeit schon meinen Einblick in das Grishaverse von Leigh Bardugo gewagt habe, wollte ich nun auch – chronologisch falschrum, auch wenn das nicht sonderlich schlimm ist – die erste Geschichte aus dieser Welt lesen. Und der Auftakt in diese Trilogie hat mich nicht enttäuscht. Da ich das Buch auf Englisch gelesen habe, werde ich hier auch einige englische Begriffe benutzen; es dürfte sich aber alles erschließen.
Inhalt
Der Klappentext beschreibt das Wesentliche, das man, ohne zu spoilern, erzählen kann. Ein bisschen ausführen kann ich die Story aber doch noch: Alina und ihr bester Freund Mal sind gemeinsam in der First Army, die nur aus Menschen ohne besondere Fähigkeiten besteht. Das Gegenstück ist die Second Army, in der sich nur Grisha befinden. Beide Armeen haben durchaus ihre Probleme, mit den Staaten im Norden und Süden ist man sich auch nicht ganz grün, das Hauptproblem ist aber der Shadow Fold: eine Art Barriere aus Dunkelheit, in der fliegende Monster leben, die liebend gerne (Menschen-)Fleisch fressen.
Der Fold wurde von einem früheren Herrscher versehentlich erschaffen, seitdem trennt er das Land Ravka praktisch in Gänze und verhindert, dass das Königshaus einfach so die Küste erreichen kann – Reisen dorthin sind gefährlich und kosten oft viele Menschenleben. Durch einen Zufall entdeckt Alina bei einer Mission durch den Fold, dass sie Licht heraufbeschwören kann, was nicht nur der Orientierung in der Dunkelheit sehr hilft, sondern auch die lichtscheuen Monster abwehrt.
Kurzerhand geht es für Alina an den Königshof, wo sie lernen soll, ihre Kräfte zu kontrollieren, um vielleicht endlich den Fold aufzulösen. Doch da warten diverse weitere Probleme auf sie. Und nicht zuletzt vermisst sie Mal wahnsinnig.
Die Geschichte
Die Geschichte braucht ein bisschen, um richtig in Fahrt zu kommen, aber dann geht es durchaus auf hohem Niveau weiter. Dabei braucht es nicht immer die klassische Spannung; vieles lebt auch einfach von dem Prozess, den Alina durchschreitet. Man muss natürlich Lust darauf haben, die Geheimnisse um ihre Kräfte und die Frage, wem man am Hof eigentlich trauen kann, mit ihr zu entschlüsseln. Wenn man sich darauf einlässt, gibt es aber wirklich viel zu erleben. Langweilig wurde es mir nicht, aber es folgt eben nicht unbedingt eine nervenzerreißende Szene auf die nächste.
Die Charaktere
Alina ist unsere Protagonistin, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, und das, obwohl sie lange Zeit gar nicht aktiv zur Entwicklung beiträgt. Das liegt aber auch einfach an den Umständen, in denen sie sich bewegt: Sie ist eine junge, einfache Soldatin, die fürs Kartographieren mitverantwortlich ist – da aber auch eher einen durchschnittlichen Job macht. Dann geht es, wie gesagt, relativ unverhofft an den Königshof. Das sind beides keine Orte, wo du unbedingt deinen Stempel aufdrückst. Wenn die Gelegenheiten kommen, selbstbestimmt aufzutreten, nimmt sie die auch von Zeit zu Zeit wahr. Alina ist kein klassischer Badass-Charakter, aber ihre Entwicklung fängt ja auch gerade erst an.
Der Darkling ist einer der Söhne des Königs und selbst eine Grisha, die die Dunkelheit beherrschen kann. Er will den Fold mithilfe von Alina auflösen, um das Land zu vereinen. Er gibt sich unnahbar, ist ziemlich stark und letztendlich auch durch seine Affinität zu Dunkelheit das Paradebeispiel eines Bad Boys, der aber gleichzeitig gute Absichten zeigt und Alina unterstützt, ihre Kräfte zu entwickeln. Ich mochte ihn. Wer den Anime „Attack on Titan“ kennt: Ich musste beim Lesen ständig an Levi Ackermann denken. Die Geschichte schafft es bald auch zu Netflix, ich bin sehr gespannt, ob er allzu klischeehaft umgesetzt wird – die Gefahr besteht bei seinem Charakter, gerade zu Beginn. Aber ich hoffe auf einen guten Kniff.
(Hier folgt ein Spoiler. Wenn ihr den nicht lesen wollt, macht mit dem nächsten Absatz weiter.)
Mal ist Alinas bester Freund und in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von ihr: beliebt, selbstsicher und in seinem Job als Fährtensucher ein Ausnahmetalent. Ich muss sagen, ich fand ihn durchaus interessant und hätte mir hier und da auch ein Kapitel aus seiner Sicht gewünscht, gerade wenn es bei Alina wirklich mal nicht so spannend war. Was mich aber wirklich gestört hat, ist die wenig überraschende Liebesgeschichte, die sich natürlich zwischen Alina und Mal entwickeln muss. Ich wünsche mir einfach mal eine YA-Fantasy-Geschichte, in der ein Junge und ein Mädchen einfach mal beste Freunde sind. Es muss irgendwie immer eine Liebesgeschichte sein. Immerhin wird die verhältnismäßig schnell entrollt, aber es deutet sich auch direkt ein wunderbares Dreiecks-Dilemma an. Innovativ ist das nicht und meiner Meinung nach auch nicht sonderlich notwendig, zumindest in diesem Buch.
Dazu gibt es – spätestens am Hof – eine Fülle an sehr unterschiedlichen Nebencharakteren, die dadurch auch noch einmal Würze reinbringen. Da gibt es etwa Genya, die im Palast eine Art beste Freundin für Alina wird und sie ein bisschen anleitet; Baghra, die schrullige Alte, die Alina dabei unterrichtet, ihre Kräfte zu benutzen oder David, den sozial unterentwickelten aber ziemlich klugen Fabrikator (eine Grisha, die Dinge zu anderen umformen und so neue Gegenstände herstellen kann). Die Figuren sind zuweilen etwas klischeehaft, hier und da vielleicht auch ein wenig überzeichnet – neben den genannten denke da an Botkin, den ausländischen Kampftrainer, der in gebrochener Sprache alle zu Höchstleistungen antreiben will und selbst ein ziemlich harter Hund ist. Aber durch die Mischung an Figuren ist es sehr abwechslungsreich.
Die Welt
Ich liebe das Grishaverse. Während Six Of Crows und Crooked Kingdom vor allem in Kerch und Fjerdan spielen, bewegt sich das Buch vor allem durch Ravka. Alle Staaten sind realen Regionen der Welt nachempfunden. Kerch, das Land der Händler, erinnert stark an die Niederlande. Fjerdan liegt im ewigen Eis, die Menschen dort sind hart und kriegerisch, es gibt starke skandinavische Einflüsse. Ravka ist dann eher der bäuerlich geprägte Teil Russlands, die Monarchie und wie sie ausgelebt wird hat etwas von den Zaren. Verschiedene Begriffe und Traditionen aus dem Russischen fließen ebenfalls in die Geschichte ein. Ich empfand es als sehr angenehm, dass der englische Raum mal keine größere Verwendung fand. Der Vollständigkeit halber: Es gibt noch Novi Zem und Shu Han, aber zu denen komme ich in den Rezis zu den Folgeteilen.
Die Grisha
Es gibt viele verschiedene Fähigkeiten, zusammengefasst in drei Oberkategorien. Im Gegensatz zu beispielsweise Red Queen gibt es so dennoch den Vorteil, dass nicht einfach eine neue Superpower aus dem Hut gezaubert wird, wenn man sie gerade braucht; die Grisha-Kräfte sind zudem klaren Regeln und Grenzen unterworfen, die nur schwer – wenn überhaupt – überwunden werden können. Zwischen den Grisha-Gruppen gibt es klare Abgrenzungen und auch Vorurteile. Ebenso zwischen den normalen Menschen und den Grisha. Was anders ist, wird gerne gefürchtet.
Fazit
Shadow and Bone ist ein schöner Auftakt in die Trilogie. Die ganz großen Highlights fehlen noch ein wenig, aber dafür hat die Geschichte ja auch noch zwei weitere Bücher Zeit. Die Schreibe der Autorin ist schön und, wie ich von einer Bekannten weiß, auch relativ 1:1 ins Deutsche übersetzt worden – das Buch im Original zu lesen, ist also kein Muss. Und wie gesagt, die Welt begeistert mich. 3,5 von 5 Sternen.