Die Zwölf

Titel: Die Zwölf
Autor: Justin Cronin
Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 822
Erstveröffentlichung: 16. Oktober 2012

Genre: Horror, Dystopie

Klappentext

Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie für ein geheimes Experiment auserwählt. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden…

Langrezi

Der Klappentext erinnert hier ein wenig an den ersten Teil der Trilogie. Die Inhaltsangabe im Inneren ist da schon etwas umfangreicher – ebenso wie die Story. Der Titel mag ein wenig irreführen, so geht es zwar auch um die zwölf zum Tode Verurteilten, an denen im ersten Teil die verhängnisvollen Experimente durchgeführt wurden, allerdings sind sie eher der Antrieb für die Überlebenden. Denn wenn die Zwölf fallen, sterben auch alle von ihnen verwandelten Menschen.

Inhalt

Die Geschichte selbst spielt vornehmlich in zwei Zeitlinien: dem Jahr null a. V., also das Jahr, in dem sich die Seuche und mit ihr die Virals weltweit ausbreiteten, sowie 97 Jahre später. In diesem Buch ist die Geschichte noch größer ausgebreitet, spielt an mehr Orten und präsentiert ein noch größeres Arsenal an Figuren als der erste Teil. Der Plot strahlt auch dadurch etwas Episches aus.

Aufgrund der Vielzahl an Handlungssträngen und Entwicklungen will ich da gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Der Teil im Jahr null ist sehr actionreich und liest sich, auch aufgrund sympathischer Figuren, spannend. Man begleitet eine Gruppe von Überlebenden, die genau das auch bleiben wollen. Der zweite Teil ist dann etwas tragischer, denn im Mittelpunkt steht eine Sonnenfinsternis, die unerwartet die Karten neu verteilt. Denn Virals sind, ähnlich wie Vampire, eigentlich äußerst lichtempfindlich, die Menschen wähnen sich tagsüber also entsprechend sicher. Es wird blutig, es wird brutal, Cronin ergießt sich aber nicht in übermäßigen Splatter-Beschreibungen, was mir sehr gut gefallen hat. Man kann den Horror auch anders ausdrücken. Und leider gibt es auch genug (sympathische) Hauptcharaktere (im weiteren Sinne), die unterwegs sterben – auch das gab es ja schon im ersten Teil in größerem Maße.

Dadurch, dass die Geschichte so facettenreich ist, gibt es auch verschiedene Themen, die einmal angesprochen werden. Zum Beispiel auch religiöser Fundamentalismus; etwas, das ich nicht unbedingt in so einer Geschichte erwartet habe.

Charaktere

[Hier folgen zwei Spoiler. Wenn ihr die nicht lesen wollt, springt bitte direkt zum Fazit.]

Auch an dieser Stelle würde die Rezi zu langatmig werden, würde ich auf jede Figur näher eingehen. Die aus dem ersten Teil Bekannten gehen weiter ihre eigenen Wege, ausnahmslos jeder Charakter macht eine Entwicklung durch. Nicht immer zum Besten, aber das ist durchaus so gewollt.

Was ich etwas schade fand, war, dass viele Charaktere aus dem ersten Teil, die während der Katastrophe oder kurz davor gestorben sind, noch einmal auftreten. Wolgast sei da erwähnt, ebenso wie Lacey. Beide sind für Amy sehr wichtig, ihr Tod jeweils dramatisch (ganz besonders der von Wolgast!), aber gerade deswegen hätte ich es besser gefunden, wenn sie auch aus der Story entfernt bleiben. Ich rede hier auch nicht von Rückblenden, in denen sie wiederkommen…

Negativ

Ich hätte es schon bei dem Inhalts-Punkt angeben können, aber da ich hier extrem spoilern werde, wollte ich es auslagern. Außerdem kann ich so meinen absoluten Unmut über meinen Plottwist besser betonen.

Ich mag Alicia sehr gerne. Sie hatte eine schwere Kindheit, boxt sich wortwörtlich durch, und ihre Freundschaft mit Peter ist einfach süß – und das, obwohl beide ineinander verliebt sind, es aber nie aussprechen. Ich weiß, das hat man schon ungefähr überall gelesen, aber Cronin hat hier ein gutes Fingerspitzengefühl bewiesen, finde ich. Natürlich war mir klar, dass auch Alicia nicht vor schlechten Entwicklungen gefeit ist. Sie bekommt unter dramatischen Umständen das Virus, um eine schwere Verletzung zu überleben. Dadurch wird sie zwar sehr stark, aber auch ein Stück weiter zum Außenseiter. Ist vollkommen in Ordnung.

Was allerdings nicht in Ordnung ist: Bei einer Mission wird sie von menschlichen bösen Leuten, die mit einem der Zwölf zusammenarbeiten, gefangengenommen, gefoltert und vergewaltigt. Neben der Beschreibung, die schon nicht schön ist, stört mich daran einfach der Umstand. Meiner Meinung nach war das nicht nötig. Alicia wird dadurch richtig kaputt. Zwar bekommt sie ihre Rache, was ganz befriedigend ist, aber die Erlebnisse zerstören all ihre Beziehungen zu ihren Freunden und treiben sie in eine Ecke, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte. Dazu schreibe ich am Ende der Rezi des dritten Buches („Die Spiegelstadt“) noch mehr, weil sich das Bild von Alicia erst dann komplett zeigt.

Fazit

Die ganze Reihe ist einfach episch, da ist der Teil keine Ausnahme. Einige Stellen sind schwerer zu ertragen als andere, aber das ist eben die normale Entwicklung von Dingen in dieser Zeit. Aufgrund der Fülle an Personen und Themenstränge ist es kein Buch für zwischendurch, nichtsdestotrotz lohnt es sich überwiegend (siehe Spoiler-Punkt „Negativ“). Ich gebe 4 von 5 Sternen.

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