Wir Verstoßenen

Titel: Wir Verstoßenen
Autorin: Jana Taysen
Verlag: Kirschbusch
Seitenzahl: 580
Erstveröffentlichung: 27. Januar 2022

Genre: Dystopie

Klappentext

„Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben, seit eine verheerende Katastrophe die Menschheit beinahe ausgelöscht hat. Die junge Smilla ist auf dem Weg nach Brüssel, wo es einen sicheren Hafen geben soll. Doch dann verschwindet ihre kleine Schwester Jera, und Smilla weiß: In Zeiten, in denen aus Freunden in Sekundenschnelle Feinde werden, muss sie Jera finden, bevor es jemand anderes tut. Ihre verzweifelte Suche führt sie zurück ins schwarze Herz der Eifel, wo sie ausgerechnet von denjenigen Unterstützung erhält, denen sie am wenigsten vertraut. Und sie ahnt, dass dies ein Spiel mit dem Feuer ist. Ein Feuer, das zu verschlingen droht, was Smilla am meisten liebt …“

Langrezi

Ich mochte Teil 1 schon sehr gerne und mir hat Teil 2 nochmal einen Tick besser gefallen, jedoch habe ich hier tatsächlich ein paar Dinge, die mich gestört haben. Klingt paradox, was?

Ich habe die Welt und die Art, wie sie erzählt wird, schon bei Teil 1 mit The Tribe / The Walking Dead verglichen und genau diese Vibes liebe ich immer noch. Ich liebe das Dystopische, das Setting – und auch die Schreibe. Die Autorin kann verdammt viel und lässt uns sehr gut an Smillas Gedanken und ihrem Hadern mit moralischen Problemen teilhaben. Das hat mir, wie in Teil 1, sehr gut gefallen.

Die Geschichte

Besser gefallen hat mir die Geschichte an sich, weil sie das aufgreift, was mir in TWD am besten gefallen hat: Die Probleme im Zusammenleben nach der Apokalypse. Die Probleme mit den Ressourcen sind nachvollziehbar dargestellt und auch eine sehr drastische Entscheidung in der ersten Hälfte ist logisch, wenn auch sehr schmerzvoll.

Charaktere

Was mir nicht so sehr gefallen hat, waren zum einen ein paar Charaktere und zum anderen das Ende. Generell sind die Charaktere gut ausgearbeitet und handeln logisch. Ab einem gewissen Zeitpunkt taucht aber z.B. Nadja nicht mehr auf, und wenn doch, ist sie plötzlich eine ziemliche Ziege, um dann irgendwann doch wieder in ihren alten Charakter zu fallen. Smilla bleibt für meine persönliche Vorliebe (das ist jetzt wirklich ganz persönlich) zu passiv und ich hätte mir noch mehr PAMPAM gewünscht, auch im Hinblick auf das dystopische Setting, in dem sich Grenzen und Regeln verschieben.

Richtig, richtig genervt hat mich Smillas kleine Schwester Jera. Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich kleine Geschwister in Büchern fast durchgehend nervtötend finde, weil man ständig auf sie Rücksicht nehmen und auf sie aufpassen muss, also trifft das Buch hier keine Schuld. Im Grunde muss man sogar sagen, dass Jera und ihr Alter sogar sehr realistisch gezeichnet wurden. Das trägt nur leider dazu bei, dass mir das Gör noch mehr auf den Geist gegangen ist. Im Sinne des apokalyptischen Settings hätte ich ihr gerne einfach mal ne Backpfeife gegeben, während Smilla – ich kann es nicht anders sagen – immer sehr pädagogisch wertvoll handelt. Es passt auch komplett zu ihrem Charakter, aber ich habe öfters tief durchatmen müssen.

Wenig nachvollziehbar fand ich, dass einige Charaktere Smilla des Öfteren wegen ihrer Entscheidungen bashen und sie das auch so einsieht, dabei fand ich ihre Entscheidungen fast alle nachvollziehbar. Da bin ich noch ein wenig geschädigt von „Der Bär und die Nachtigall“ samt Fortsetzung, wo die Prota in einem Fort von den anderen gebasht wird. Seitdem bin ich da etwas empfindlich.

Das Ende

Ein wenig sehr irritiert hat mich das Ende, weil ich bislang davon ausgegangen bin, dass es eine Trilogie sein soll und das Ende dazu – in meinen Augen – viel zu abschließend ist und keine offenen Fragen mehr lässt, an die man anknüpfen kann. Für eine Dilogie perfekt, aber jetzt bin ich unsicher: Werden es 2 oder 3 Bücher?

Fazit

Auch wenn das jetzt nach viel Meckern klingt: Ich habe es auch sehr genossen und konnte es kaum erwarten, herauszufinden, ob Person XY böse ist oder nicht, und wie damit umgegangen wird. Ich mochte den Stil und habe ganz besonders die Passagen über Smillas moralischen Konflikt sehr genossen. Ich mochte auch, wie mit ihrem Trauma aus Teil 1 umgegangen wurde, sehr zart und dennoch eindrucksvoll. Mir hat auch – mit oben genannten Abstrichen – die Darstellung der Geschwisterliebe sehr zugesagt. Alles in allem ein extrem starkes Werk mit Abzügen von mir für persönliche Präferenzen. 4 von 5 Sternen.

(Foto: Pixabay)

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