Titel: Thron aus Strum und Sternen – Seelendonner
Autorin: Annie Waye
Verlag: Loom Light
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 360 Seiten
Erstveröffentlichung: 29. Januar 2021
Inhaltsangabe
„Als ein Krieg um den Thron ausbricht, gerät Kauna aus dem längst vergessenen Stamm der Crae unfreiwillig zwischen die Fronten: auf der einen Seite der Königssohn Malik, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Auf der anderen ihre große Liebe Gil, dessen Vater die Macht an sich zu reißen und ihren Stamm zu unterwerfen droht. Als Kauna dem Ruf ihres Herzens folgt, verliert sie alles, was ihr je etwas bedeutet hat – und begibt sich gemeinsam mit ihrem Seelentier Hana auf eine Reise, von deren Ausgang schon bald nicht nur das Überleben ihrer Familie abhängt, sondern das Schicksal des ganzen Königreichs.“
Langrezi
Da mich das Buch aus einer Vielzahl von Gründen nicht überzeugt hat, möchte ich mich auf drei Punkte beschränken.
Worldbuilding
(Spoilerwarnung!)
Die Crae sind deutlich an die indigenen Völker der USA angelehnt, allerdings war mir bis zum Ende nicht ganz klar, wo wir uns befinden. Aufgrund der Ähnlichkeit war ich immer bei den USA und im Glauben, dass es ein dystopisches Setting ist, auch dadurch, dass solche Begriffe wie Burka oder Haiduken benutzt werden. Aber es wird irgendwann gesagt, dass es ein Inselreich sein soll, allerdings werden nie das Meer oder andere Inseln erwähnt.
Mich persönlich hat vor allem der Mangel an Osmanischem Reich, das eigentlich hätte da sein sollen, sehr enttäuscht. Das ist so ein Thema, das ich persönlich super faszinierend finde (nach And I Darken habe ich ein ganzes Seminar dazu besucht), und vermutlich bin ich daher auch sehr krüsch, aber das Osmanische Reich besteht aus mehr als einem Minarett und einer Burka. Da hat mir (wie auch bei der Frage Insel oder nicht Insel) Tiefe im Worldbuilding gefehlt. Letztendlich wirkte das Setting wie ein generischer Fantasy-Hintergrund.
Logik
Die ganze Pfeilgeschichte hat meinen Puls ganz schön in die Höhe getrieben. Fantasy oder nicht, zwei Pfeile im Bauch, wo „etwas reißt“, sind wesentlich schlimmer als ein einzelner im Bein und gewiss nichts, wonach man ein Stückchen durch die Gegend spaziert, nachdem jemand ein bisschen Stoff raufgepackt hat – geschweige denn überhaupt überlebt. Das störte die Charaktere allerdings nicht so stark wie ein Pfeil im Bein, da wurde ein großes, scheinbar lebensbedrohliches Drama drum gemacht. Es gibt weitere Logikfragen (z.B. ergibt das Wertesystem der Crae wenig Sinn), aber dieser Moment war für mich sehr dominant.
Themenwahl/Charaktere
Bleiben wir bei dem Pfeil – Kauna versucht mehrmals, sich umzubringen, ohne dass das Thema eine Aufarbeitung erfährt. Sie steht ebenso mehrfach vor dem Moment, sich vergewaltigen zu lassen, was als nicht so schlimm bezeichnet wird, weil „der Körper nur eine Hülle“ ist. Ich bin nun echt niemand, der allzu leicht wegen kritischen Themen meckert, aber so ganz ohne Aufarbeitung in einem Jugendbuch finde ich das schon krass, vor allem, weil die ganze Selbstmordgeschichte im Nachhinein auch keinen Sinn ergibt (→ wir lernen gen Ende, dass es bei den Crae als schlimmstes Verbrechen gilt, sich umzubringen, aber vorher ist das dann irgendwie okay).
Kauna wird mir durch solche Entscheidungen einfach nicht sympathisch und das gilt leider auch für alle anderen Charaktere. Vor allem Gil ist ein absolutes Arschloch und ich hätte die Prota jedes Mal schütteln können, wenn sie für ihn irgendwelche Empathie zeigt. Gleichzeitig tut sie das aber auch nicht, wenn es zu erwarten wäre – als Gil auf einmal verschwunden ist und es scheint, als hätte er sie verlassen, nimmt sie das relativ emotionslos hin.
Fazit
Das Buch hat mich ziemlich stark enttäuscht, gerade in dem für mich spannenden Bereich mit dem Osmanischen Reich. Der Stil hat mich leider auch nicht überzeugt und die Geschichte konnte die Logikpatzer nicht rausreißen. Zudem habe ich über 60 falsch gesetzte Bindestriche, die eigentlich Gedankenstriche (für Parenthesen) hätten sein sollen, gezählt – für einen Korinthenkacker wie mich natürlich ein gefundenes Fressen, aber trotzdem etwas, was vom Verlag kontrolliert werden sollte, die tauchen immerhin quasi von Seite 1 an auf. Mich stört so was. [aktuelle Anmerkung: Ich weiß natürlich nicht, ob das nicht schon behoben wurde]. Letztendlich war es kein Buch für mich, daher gibt es keine Empfehlung und zwei von fünf Sternen.