Titel: The Cruel Prince
Autor: Holly Black
Verlag: Little, Brown Books for Young Readers
Erstveröffentlichung: 2. Januar 2018
Seitenzahl: 384
Genre: Fantasy
Klappentext
»Natürlich möchte ich wie sie sein. Sie sind unsterblich. Cardan ist der Schönste von allen. Und ich hasse ihn mehr als den Rest. Ich hasse ihn so sehr, dass ich manchmal kaum Luft bekomme, wenn ich ihn ansehe…« Jude ist sieben, als ihre Eltern ermordet werden und sie gemeinsam mit ihren Schwestern an den Hof des Elfenkönigs verschleppt wird. Zehn Jahre später hat Jude nur ein Ziel vor Augen: dazuzugehören, um jeden Preis. Doch die meisten Elfen verachten Sterbliche wie sie. Ihr erbittertster Widersacher: Prinz Cardan, der jüngste und unberechenbarste Sohn des Elfenkönigs. Doch gerade ihm muss Jude die Stirn bieten, wenn sie am Hof überleben will …
Langrezi
Ich bin durch Zufall auf das Buch gestoßen und durch die positiven Rezensionen dazu animiert worden, es zu kaufen. Ich habe mir etwas in Richtung „Red Queen“ oder „Shadow & Bone“ vorgestellt, also zwar Jugendliteratur, aber halt richtig gute.
Der Anfang hat mir auch richtig gut gefallen, er hat mich geradezu angefixt. Die Welt fand ich interessant, man muss nicht lange warten, bis Action aufkommt, supi. Danach allerdings hat sich meine Begeisterung gelegt, wovon ich vieles darauf zurückführe, dass ich altersmäßig (26) langsam aus dem Genre Jugendliteratur wachse.
Charaktere
[Im Folgenden kommen kleine Spoiler]
Das größte Problem hatte ich mit den Charakteren. Jude ist als Hauptfigur gewiss keine Sympathieträgerin. Ich hatte schon in einer anderen Rezension gelesen, dass man mit ihr vielleicht nicht warm werde, und das ist auch wahr. Sie ist eigentlich ziemlich kacke und egoistisch, ohne dabei interessant zu sein. Darüber ist sie ein Übercharakter, der irgendwie alles kann, kämpfen, Intrigen spinnen, stehlen, etc etc. Der Autorin gelingt es in meinen Augen nicht, ihr einen richtigen Charakter zu geben, da ihre Entscheidungen häufig keinen Sinn ergeben und eher zum Weiterführen der Handlung getätigt werden. Dasselbe gilt auch für jeden anderen der vielen blassen Charaktere. Das hat mich richtig aufgeregt.
Kaum einer der Personen hat mehr als zwei Charaktereigenschaften: Madoc/Bain/Cardan/jeder Fey ist grausam und hinterhältig, Vivi ist rebellisch, Jude ist nervtötend und undurchsichtig, Taryn ist nur nervig. Die Charaktere sind austauschbar, blass und langweilig. Das macht auch die kurze Liebesgeschichte überaus langweilig, kein Funke springt über, nichts. Irgendwann verfliegt auch die Dramatik, wenn jeder ständig, STÄNDIG, als grausam bezeichnet wird, weil z.B. Madoc kaum grausame Sachen macht und ebenso ständig gesagt wird, dass er Jude und ihre Schwestern liebt und man das auch ebenso wenig sieht. Der Court of Shadows, dem Jude irgendwann angehört, ist so blass und so ohne Charakter, dass es wehtut. Ich war und bin sehr sehr enttäuscht. Dadurch, dass die Charaktere so blass sind, ist man dann auch mit wenig Sympathie dabei, und wenn halt welche von ihnen sterben, dann juckt mich das kaum.
Handlung
Ohne groß auf den Inhalt einzugehen, hatte ich auch mit der Handlung ein paar Probleme. Das Grundgerüst ist überschaubar, die „Überraschung“ beim Ende sehr vorhersehbar. Sehr lange Zeit passiert kaum etwas, es geht nur um das Mobbing und Judes nervtötende Schwester und eine kleine Liebesgeschichte. Viele Dinge ergeben keinen Sinn und sind überdramatisiert dargestellt. Bis zum eigentlichen Finale passiert eigentlich nüscht. Obwohl man weiß, dass irgendeine Falle kommt, wird nichts getan. Das hat mich aufgeregt. Einen roten Faden habe ich auch nicht wirklich entdecken können, mir war sehr lange Zeit nicht klar, in welche Richtung das Buch denn nun eigentlich gehen würde, und auch die Auflösung war dann nicht wirklich überzeugend. Mit der schwachen Handlung kamen dann auch Logikfehler oder einfach Dinge, die nicht so gut passten.
Es hat sich mir nicht erschlossen, warum Jude nicht einfach in die menschliche Welt abhaut. Es wird nie richtig erklärt, wie die Welten miteinander verbunden sind, dabei wäre das wirklich interessant gewesen. Die vielen Courts wurden einfach nur hingeklatscht, die Personen blieben vage im Gedächtnis. Die ganze Geschichte mit Taryn war so unnötig und nervtötend, dass ich das Ebook gerne in die Ecke gepfeffert hätte. Und dass man einfach zu verfeindeten Lagern hingeht und sagt: Hey, machste bei unserem Coup mit und alle es abnicken, macht einfach keinen Sinn. Wie so vieles einfach zu blass.
Mein größtes Problem war, dass viele Dinge so oft erwähnt wurden, dass sie irgendwann ihr Drama verloren. Feys sind grausam – das wird durchgekaut, aber richtige Gefahr kam irgendwie nie so richtig auf, auch, wenn es für Jude mal eng wurde (dafür ist aber auch der Schreibstil mitverantwortlich). Jude hat Angst, ständig, immer, aber ihre Handlungen zeigen das wirklich NIE. Jemand, der Angst hat, handelt eher so wie Taryn. Die Autorin wird nicht müde zu erwähnen, wie viel Angst Jude je hatte und wie sie damit zurechtkommt, aber immer mehr Angst hat – es geht so viel um Angst, dass man bei dem Wort irgendwann nur noch die Augen verdreht.
Stil
Der Schreibstil war in Ordnung. Den ganzen Aufwand, den man auf das Beschreiben der Kleider verwendet hat, hätte man besser in gute Charakterbeschreibungen investieren können. Oft kam mir der Stil gelangweilt vor, so als wüsste die Autorin genau, wo sie denn hin will und schreibt es deswegen so langweilig wie möglich herunter. Ganz oft haben mir Detailbeschreibungen gefehlt, von Reaktionen, Gesichtern, ich hätte gerne mehr richtige Dialoge gehabt, die mehr als nur Drohungen gewesen wären.
Fazit
Ich komme langsam besser zum Fazit: Der Anfang war gut, und die ganze Welt hat mir gut gefallen, da ist definitiv viel Potential drin. Ich hatte öfter das Gefühl, dass mit den ganzen royalen Intrigen auf Game of Thrones angespielt wird, ohne dabei auch nur annähernd das Niveau zu erreichen. Mit besser ausgearbeiteten Charakteren hätte man schon viel erreichen können. Vielleicht ist es für die Zielgruppe 16+ ansprechend, mich hat es nicht überzeugt, und ich werde auch die Fortsetzung nicht kaufen. Ein Stern.