Worum geht’s?
Doki Doki Literature Club fängt an wie der typische japanische Dating Sim, von denen es so viele gibt, wie es Sand am Meer gibt. Und die kennt natürlich jeder nur vom Hörensagen …
Man spielt den Protagonisten, welchem man am Anfang mit einem eigenen Namen ausstatten darf.
Anfangs trifft man sich mit Sayori, einer Freundin aus Kindertagen und unterhält sich über das Schuljahr und welchen Clubs man denn beitreten würde. Hierbei lädt Sayori den Protagonisten auch in den Literature Club, welchem sie selbst angehört. Nach einer anfänglich ablehnenden Haltung besucht man letzten Endes doch diesen Club und trifft auf die weiteren Mitglieder Natsuki, Yuri und Monika, die Präsidentin des Clubs.
Nach dem anfänglichen Kennenlernen verbringt man Zeit mit wahlweise einem Mitglied und baut eine Bindung auf. Danach wird aus dem liebevollen Japano Dating Sim allerdings ein Psychothriller auf einer Metaebene, der seinesgleichen sucht.
Rezension
Ich habe mir das Spiel kostenlos auf Steam geladen, nachdem ich gehört habe, dass es ein echt gutes Spiel mit einem verdammt krassen Plottwist sein soll.
Und diese Erwartungshaltung sollte nicht enttäuscht werden. Die erste Hälfte des ersten Playthroughs verbringt man in einer liebevollen, lustig kitschigen Story, bis die Stimmung kurz vor dem unschuldigen Story-Höhepunkt – dem Schulfest – komplett kippt.
Denn eingangs erwähnte Freundin aus Kindertagen Sayori gesteht einem am letzten Tag vor dem Fest, dass sie seit Jahren an Depressionen leidet und nicht weiter weiß.
Und egal, was man von diesem Zeitpunkt aus versucht zu unternehmen, der erste Playthrough endet damit, dass man vor dem Fest nach Sayori schauen will und man diese an einem Strick in ihrem Zimmer findet. Mir hat diese Szene, die so schonungslos belastend dargestellt wurde und im völligen Kontrast zum Spiel vorher war, komplett die Schuhe ausgezogen. Das Spiel „endet“ auch abrupt nach dieser Szene und man wird mit den Gedanken alleine gelassen, ob man vielleicht was hätte anders machen können, um sie zu retten. Spoiler Alert: hätte man nicht.
Denn wenn man das Spiel dann wieder neu startet, hat sich etwas am Startbildschirm geändert. Erst hat man beim Start alle vier Mädchen gesehen, doch jetzt ist Sayori sichtbar herausretuschiert. Bis man das wahre Ende des Spiels zu sehen bekommt, sind vier Playthroughs nötig, und diese lohnen sich einfach bis zur letzten Sekunde.
Neben den Depressionen werden Themen wie häusliche Gewalt, Missbrauch, selbstverletzendes Verhalten und Stalking verarbeitet und das schonungslos und real – in einer Anime-Optik, die diese Richtung anfangs überhaupt nicht vermuten lässt.
Fazit
Zu sagen, ich hätte mit Doki Doki Literature Club Spaß gehabt, wäre eine falsche Aussage. Stattdessen kann ich sagen, dass mich dieses Spiel, lange nachdem ich es durch hatte, beschäftigt hat. Und das auf eine Art und Weise, wie es viele AAA-Titel nicht geschafft haben – und DDLC ist wohlgemerkt ein Gratis-Game, das sich jeder laden kann und auch sollte. Man sollte natürlich mit den Themen umgehen können und schon über ein dickes Fell verfügen, denn einige Bilder und Situationen liegen wirklich schwer im Magen. Der großartige Soundtrack sorgt übrigens auch immer auf den Punkt für die Stimmung, die für die jeweilige Szene nötig ist.
Wie schon erwähnt, kann ich dieses Spiel – oder vielleicht ist der Ausdruck Erlebnis besser gewählt – nur jedem wärmstens empfehlen und kann insgesamt nur 10/10 Punkte geben.