Das Reich der sieben Höfe

Titel: Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen
Autor: Sarah J. Maas
Verlag: dtv
Seitenzahl: 480

Genre: Fantasy

Klappentext

„Sie hat ein Leben genommen. Jetzt muss sie mit ihrem Herz dafür bezahlen.
Die junge Jägerin Feyre wird in das sagenumwobene Reich der Fae entführt. Nichts ist dort, wie es scheint. Sicher ist nur eins: Sie muss einen Weg finden, um ihre Liebe zu retten. Oder ihre ganze Welt ist verloren.“

Langrezi

Ich muss ein bisschen meine Finger strecken, denn ich möchte in aller Ausführlichkeit mit diesem Buch abrechnen, weil es mir viele Qualen bereitet hat und das mitsamt riesigem – ungerechtfertigtem – Hype. Wir haben eine Fantasywelt, in der der Norden den magischen Fae gehört und der Süden den Menschen. Beide Reiche werden durch eine Mauer getrennt. Unsere Protagonisten Feyre lebt mit ihrer verarmten Familie an der Grenze und muss jagen gehen, um irgendwas auf den Tisch zu kriegen. Bei einer Jagd erlegt sie einen Wolf – nur ist der leider ein Fae.

Ein weiterer Fae erscheint und fordert ihr Leben im Austausch gegen das des toten Faes ein, und schon sind wir in diesem Schrecken von Buch angekommen.

Schon am Anfang habe ich große Schwierigkeiten gehabt, weil die Familie von Feyre wirklich schrecklich ist. Undankbar, unverschämt, zu nichts nütze. Wieso sie noch nicht gegangen ist, ist mir schleierhaft. Ich hatte grob im Kopf, dass es sich um eine Märchennacherzählung handelt und dachte erst mal an Aschenputtel mit den zwei Kackschwestern, aber wir machen sehr schnell eine Grätsche in die eigentliche Richtung: Die Schöne und das Biest.

Feyre ist natürlich schön mit ihren fürchterlich hohen Wangenknochen, und das Biest, das sie zu sich holt, ist Tamlin, ein Fae, der zwar Biestgestalt annehmen kann, aber ansonsten recht humanoid ist. Was ihr wissen müsst: Tamlin ist ein Lauch. Wirklich. Ich kann diese Schwärmereien nicht im Geringsten nachvollziehen.

Egal, weiter im Text: Wir sind also im Fae-Reich, und obwohl alle Geschichten immer gesagt haben, dass Fae böse sind, sind alle Fae dort nett zu Feyre, obwohl sie einen von ihnen umgebracht hat. Sie bekommt erstmals richtig was zu essen und lebt in Reichtum und Prunk. Und dann kommt der Casus knacksus dieses Buches: ein Plothole. Ein riesiges. Nicht, weil jetzt irgendeine Ungereimheit kommt, sondern weil da einfach nichts ist, ein Loch quasi.

Feyre wurde an diesen Hof entführt und weiß nicht, was sie da soll. Tamlin sagt ihr nicht, was sie da soll.

Wir als Leser fragen uns, was sie da soll.

Also schnell noch ein Hobby an den kahlen Charakterbaum gehängt: malen. Für die nächsten Seiten malt Feyre, legt sich mit ihren Gastgebern an, obwohl die ihr nie was tun, und hat ständig irgendwelche Fluchtpläne, obwohl sie das erste Mal in ihrem Leben nicht kurz vorm Verhungern ist. Nach weiteren gefühlten tausend Seiten checkt sie dann auch endlich, dass die Fae gar nicht böse sind und verliebt sich in Tamlin.

Nun muss ich kurz dazwischengrätschen: In einer Adaption von Die Schöne und das Biest muss es natürlich einen Fluch geben, sonst wäre das ja nicht akkurat. Hier entpuppt sich – irgendwann später, als es niemanden mehr interessiert – der Fluch als eine Person, die evil queen Amaretto. Nein, Amaranth. Fast, Amaranatha. Ach, ist auch egal, die evil bitch halt. Die will Tamlin vögeln, der sie aber nicht, und weil sie sowieso sehr mächtig ist und immer schlechte Laune hat (Charakterbeschreibung ist hiermit abgeschlossen), belegt sie Tamlin mit einem unfassbar dämlichen Fluch: Er hat 49 Jahre, um eine Sterbliche zu finden, die seine Art hasst (= einen von ihnen umbringt), sich dann aber doch in ihn verliebt und ihm das auch sagt. Habt das im Kopf, bitte.

Feyre verliebt sich in Tamlin. Tamlin sagt: Ich liebe dich.
Feyre sagt es nicht, warum, weiß sie selbst nicht, weil isso.
Tamlin schickt Feyre wieder nach Hause, weil es an seinem Hof zu unsicher geworden sei. Drei Tage, bevor der Fluch abläuft. Drei. Tage. In. Denen. Sie. Ich. Liebe. Dich. Sagen. Müsste. Und. Alles. Wäre. Vorbei.
Sucht bitte nicht die Logik, ich sehe nur einen wirklich grauenhaften schlechten Versuch, den Plot in die Länge zu ziehen.

Feyre geht also zurück zu ihrer Familie, die jetzt in Reichtum lebt, weil Tamlin sich darum gekümmert hat. Dann chillt sie da ein paar Wochen rum, bis ihre Schwester was von wahrer Liebe erzählt und dass Feyre ja alles für Tamlin tun würde.

Da fällt Feyre ein, dass es den Tamlin ja auch noch gibt und dass jetzt plottechnisch eine waghalsige und absolut dumme Rettungsaktion ganz gut kommen würde.

Feyre reist also zurück an Tamlins Hof, der wurde aber schon von der evil bitch gekidnappt, Feyre also hinterher und gleich gefangen genommen, weil sie dumm ist. Sorry. Jetzt hätte sich die Story ein bisschen Ernsthaftigkeit zurückholen können, aber wieso denn nicht gleich alles in die Tonne werfen, wenn der erste Teil schon nach Mist riecht? Die evil queen hasst Menschen und möchte ihr Land erobern und ausrotten. Sounds legit. An diesem Punkt der Geschichte ist sie auch, wieso auch immer, unglaublich mächtig und eigentlich könnte sie da jetzt einfach einmarschieren, alle Fae-Höfe scheinen unter ihrer Gewalt zu stehen.
Dann wird ihr Feyre gebracht, und die eigentliche Konsequenz wäre, dass Feyre sofort stirbt, aber DANN HAT MAN JA KEINEN PLOT MEHR.

Also sagt die evil bitch: „Ich stelle dir drei Aufgaben, wenn du die löst, seid ihr alle frei. Und nebenbei bekommst du ein extrem offensichtliches Rätsel, das du immer lösen kannst, dann musst du auch die Aufgaben nicht machen, aber du bist schon etwas simpel im Kopf und kriegst es erst hin, wenn es schon fast zu spät ist.“

Stellen wir uns jetzt einmal vor, was das klischeebeladenste und kitschigste Ende wäre: In einem dramatischen Moment, kurz, bevor alles vor die Hunde geht, flüstert Feyre das Lösungswort: „Liebe!“ In einem kurzen Kampf wird evil bitch besiegt, aber Feyre erliegt ihren Verletzungen. Weil sie sich so toll für sie eingesetzt hat, kriegt sie von den Fae einen Batzen Licht – kein Scheiß – und wacht als High Fae wieder auf. Und lebt glücklich mit Tamlin. Herz <3

… wäre schon krass kitschig, so ein Ende, oder? Genau.

Ein interessanter Charakter

Das einzig Interessante in dieser Phase ist Rhysand. Der ist auch ein High Fae und Herr von irgendeinem anderen Hof und flirtet hart mit Feyre, wenn er sie nicht gerade wie eine Prostituierte behandelt und für sich tanzen lässt. Schön zu wissen, dass die beiden ein Traumpaar werden, die Voraussetzungen sind ja schon gegeben. Wer will nicht von seinem Geliebten unter Drogen gesetzt, wie ne Stripperin angezogen und vorgeführt werden wie eine Hure? Gell?

Trotzdem ist Rhysand der einzige, der etwas Charaktertiefe bekommt, auch wenn sein Charakter insgesamt nicht überraschend ist. Trotzdem – wenigstens sagt er mal kluge Dinge und tut irgendwas. Tamlin tut nichts, die ganze Zeit über, und trotzdem himmelt Feyre ihn an. Im Prinzip passen sie zueinander.

Alles Essentielle zu den Charakteren ist schon gesagt. Machen wir weiter mit dem Stil.

Stil

Der Schreibstil ist simpel, unspannend, passend für sehr junge Leser. Literarische Glanzleistungen sucht man vergebens. Wir haben wieder viele Abschnitte, in denen unsäglich oft erklärt wird, ohne dass sie es müssen, aber mit irgendwas muss man das Buch ja füllen, wenn schon kein essentieller Plot vorhanden ist.

Bei einigen Formulierungen hatte ich aber echt genug:

„Rhysand setzte sich mit einer fließenden Bewegung auf uns stützte eine Hand auf den Oberschenkel. Welch eine Anmut in einer so kraftvollen Gestalt.“

S. 394

„Er lachte. Es klang wie ein Schnurren, das an meinen Gliedern entlangstrich und mein Blut wärmte.“

S. 396

Lassen wir das mal so stehen und machen weiter mit der Logik: Abgesehen von den großen Plotfragen (Wieso lässt er sie drei Tage vor Ablauf gehen? Wieso killt die evil bitch nicht alle? Wieso unternimmt Tamlin so gar nichts? Wieso hassen die Feyre nicht, weil sie ihren Freund GEHÄUTET hat? Wieso kommt der Fae König nicht und haut der evil queen eins auf die Rübe? Wieso ist dieses Buch so furchtbar?) gab es einige Dinge, die der Logik so fern waren, dass ich mich ein bisschen geschüttelt habe.

  • Beispiel 1: Feyre kann nicht lesen und dann wieder doch. Und dann, wenn sie es tun muss, um ihr Leben zu retten, wieder nicht. Weil isso.
  • Beispiel 2: Tamlin sagt, der Fluch/die Seuche würde die Magie angreifen. Feyre hat Angst, was diese Seuche mit der Menschenwelt macht, in der… es keine Magie gibt? Was soll da passieren?

Fazit

Ich kann den Hype nicht verstehen und würde das Buch niemals als „gut“ bezeichnen. Wenn jemand dadurch auf das Genre Fantasy stößt, bitte, danach kann er/sie ja nur bessere Bücher lesen. Ich kann es nicht empfehlen und vergebe nur einen Stern.

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